** Grundgütiger, was hat sich Stephen King nur dabei wieder gedacht? Die Handlung, die er hier auf über 600 ausdehnt, ist sehr dünn und teilweise verwirrend und schwer nachvollziehbar. Von Horror kann hier, wie zu oft bei King, wirklich nicht die Rede sein. Einmal mehr muss ich mich fragen, wie King zu den Titel "King of Horror" gekommen ist. Na gut, das ist jetzt ein bisschen unfair, aber viel wirklich Grusliges hat er tatsächlich nicht hervorgebracht. Nur fünf Bücher waren wirklich schaurig: "Friedhof der Kuscheltiere", "Christine", "Der Fluch", "Todesmarsch" und "Carrie". Diese Bücher hatten eine nachvollziehbare Handlung und waren angenehm zu lesen. Doch "Sara" gehört wohl zu Kings schwächsten Werken. Oftmals versucht King durch seltsame Botschaften am Kühlschrank des Protagonisten, Mike Noonan, Gruselstimmung zu erzeugen. Es gelingt ihm nicht. Die Geschichte ist nicht dicht genug, damit dies schaurig sein könnte. Seine Bemühungen erweisen sich also als eine Nullnummer. Unerklärlicherweise wird Noonan von einem alten, wahnsinnigen Mann bedroht. Dies steht in Verbindung damit, dass Mike Bekanntschaft mit der Frau seines verstorbenen Enkels (oder war es der Urenkel?) gemacht hat. Wie diese Feindschaft wirklich entstand, war für mich nicht ganz nachvollziehbar. Diese Feindschaft geht sogar so weit, dass Mike fast ermordet wird. In Noonans Sommerhaus Sara Lacht spukt es. Das ließ mich nach der Zeit ziemlich kalt. Es war wie gesagt nicht gruslig. Und der Grund für diesen Spuk ist so was von hirnrissig, dass man sich am Ende des Buches, wo doch noch einige Hintergründe klar werden, die Haare raufen möchte und sich fragt, warum man diese zähe Buch nicht längst aufgegeben hat. Ein lohnendes Ende gibt es nicht. In dieser Weise reiht sich eine langweilige Szene an die andere. Ich musste mich wirklich durchkämpfen.
Doch woher kommt der zweite Stern?
Der geht an das Verhältnis zwischen Noonan und der oben erwähnten Geliebten dieses Enkels, die, obwohl sehr jung, eine süße Tochter von 3 Jahren hat. Mike gesteht sich seine Liebe nicht ein, dann doch, aber er zögert. Er sehnt sich nach einer neuen Bindung, da er seine Frau Jo verloren hat. King schildert es berührend, wie sich Mike und Mattie, die junge Frau, näher kommen. Und der Leser lernt dieses Mädchen namens Kyra zu lieben.
In der Tat, als ein Liebesroman hätte der Roman funktionieren können. Doch King ist nun mal kein Liebesromanautor, darum hat man auch solche Szenen wie im letzten Absatz beschrieben schon besser gelesen. Außerdem hat King in seinem grandiosen Roman "Glas" eine Beziehung noch viel bildhafter und berührender beschrieben. King muss ja nicht immer Horror schreiben (er hatte gute Bücher ohne Grusel geschrieben, wie einige Bände des "Dunklen Turms", "Dead Zone" oder "Dolores"(!!!)). Aber eine gute Handlung sollte das Buch doch haben. "Sara" ist leider nicht empfehlenswert. Stephen King schafft es hier nicht, seinen Ideesreichtum voll auszuschöpfen, und (aber dies ist wahrscheinlich sehr subjektiv betrachtet) auch sprachlich schien er schon besser gewesen zu sein. Aber egal, ich lese jetzt "Susanna" und "Der Turm" und hoffe, dass King mich damit glücklicher macht.
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