***** "Koala" ist ein Buch mit einer wunderbaren Form, vor allem im ersten Teil, der mich an Frischs uneitlen "Gantenbein" erinnert. Die Abschnitte, die sich sehr frei um den Bruder, der sich suizidiert hat, drehen sowie um die Gedanken zum Thema Selbstmord, gehören zum Besten, was die Erzählung zu bieten hat. Auch die ausgiebige Beschreibung einer Pfadi-Taufe geht unter die Haut; danach sieht man die Boyscouts als Aussenstehender mit anderen Augen. Dann beginnt ein ausführlicher Diskurs über den australischen Koala, nämlich über das Tier, nach dem der verstorbene Bruder in der Pfadi einmal getauft worden ist. Wann immer sich dieser Exkurs um das Tier selbst dreht, ist noch genügend Zusammenhang zum Rest gegeben. Dieser Faden reisst aber, wenn es nur noch um die Kolonialisierung Australiens geht, um eine Abfolge geschichtlicher Fussnoten, die auf einen Spannungsbogen gänzlich verzichtet. Es sind die fleissigsten, aber gleichzeitig auch die schwächsten Momente des Buchs. Zuletzt editiert: 12.01.2015 12:57:00 |