****** Es geht vor allem um die Wissenschaftler und ihre Gedankenflüsse und Handlungen. Die drei Physiker sind in diesem Irrenhaus, obwohl sie nicht verrückt sind. Sie geben sich als Personen aus, die sie nicht sind und geben vor, als diese verrückten Personen jemand anders zu sein (Newton, Einstein). Der eine Patient lässt sich einliefern, weil er vorgibt, ihm erscheine König Salomo. Jedoch tut er dies nur, weil er in Wirklichkeit eine Formel entdeckt hat, die die Welt vernichten könnte. Die anderen zwei sind die Agenten, die ihn entlarven möchten und auf ihre Seiten ziehen. Dies kann in meinen Augen geschichtlich mit dem Kalten Krieg in Verbindung gebracht werden. Ost gegen West. Die drei beschliessen jedoch, nach mehrmaligem Hin und Her, im Irrenhaus zu bleiben, mit der baldigen Einsicht: "Nur im Irrenhaus sind wir noch frei. Nur im Irrenhaus dürfen wir noch denken. In der Freiheit sind unsere Gedanken Sprengstoff." Schliesslich offenbart die Besitzerin des Irrenhauses, dass sie die einzig Verrückte im Haus ist. Sie sagt, dass sie bereits alle Gedankenflüsse aufgezeichnet hat, um selbst über die vernichtende Formel verfügen zu können. So will sie die Weltherrschaft an sich reissen. Mit dieser Handlung wird aufgezeigt, dass Gedachtes nicht rückgängig gemacht werden kann, und dass Entdecktes in der Wissenschaft oft falsch gehandhabt wird und so ausser Kontrolle gerät.
Dürrenmatt hat diese eigentlich bittere Lage in eine humorvolle und ironische Komödie gepackt. Zur Zeit der Erscheinung gab es bestimmt auch einen Grund zur Verwerfung, weil doch ein wunder Punkt in der Wirtschaft angesprochen wurde. Aus der Distanz betrachtet kann man aber bei den Dialogen schmunzeln und teils auch herzhaft lachen.
Ich fand vor allem interessant, wie Dürrenmatt es immer wieder schafft, Humor mit einer weniger humorvollen Handlung zu verbinden. Es wird einfach mal ein bisschen gemordet, als wäre es keine grosse Sache. Anfänglich liest man sich die Geschichte einfach durch, bis man dann bemerkt, wie viel eigentlich dahinter steckt. Irgendwann beginnt man auch, den tieferen Sinn zu begreifen (wenn man sich alles genauer überlegt). Das hat mich sehr überzeugt, denn so kann man die Geschichte aus zwei Blickwinkeln betrachten. Zum einen der Aspekt der Komödie, zum anderen die Kritik an das eigentliche Thema, nämlich die Wissenschaft. Ich glaube vor allem, dass man sich, wenn man will, nur mehr Gedanken über eine Situation machen muss, um sie wirklich zu begreifen. Denn grundsätzlich sollte das Ganze auch nicht allzu ernst genommen werden. Es dient lediglich als Denkanstoss für die Gesellschaft. Man merkt, wie viel einzelne Menschen (und damit meine ich auch Physiker) auf der Welt anrichten können.
Da ich mich persönlich für Schauspielerei interessiere, war es gleich zweimal spannend, diesen Dürrenmatt-Klassiker zu lesen.
@unter-mir: also meine Interpretation. Habe mich mal genauer mit Dürrenmatt und eben den Physikern befasst, ist demnach eine eigene Interpretation. Was richtig ist, weiss ich nicht, aber diese Freiheit gebe ich mir hier jetzt einfach ;) Zuletzt editiert: 25.03.2007 15:03:00 |