***** Ich mag Franz Hohlers unaufdringlich eindringliche Erzählweise. Ein Realist in bester Tradition eines Gottfried Keller. Eins seiner Erzählmotive scheint zu sein, wie gerade, aufrechte Menschen zufällig und ahnungslos durch eine merkwürdige Schicksalsfügung in eine mysteriöse Affaire hineinstolpern und Unrecht der Vergangenheit heilend begradigen (z.B. auch in "Gleis 4). Solche Geschichten, die dazu Mut machen, braucht es heute ganz besonders.
"Gleis 4" gefiel mir noch besser, aber auch "Das Päckchen" ist sehr liebevoll geschrieben, vermeidet extreme Bösartigkeiten und Gewaltentgleisungen nur um den Leser bei der Stange zu halten. Ein ganz leiser, zarter Humor, kommt vor, ist aber recht unerwartet bei dem einstmals scharfzüngigen Kabarettisten. Ich könnte mir seine Bücher gut als Verfilmungen im ZDF vorstellen. Rosamunde Pilcher? Was unterscheidet ihn von Abendserien dieser Facon? Na, Hohler ist eben Realist, wenn auch ein magischer, aber kein Romantiker der neuen Schule. Außerdem ist es die liebevolle Charakterzeichnung von wahrhaftigen Menschen, die trotz aller Widrigkeiten ihren Weg zur Wahrheit gehen und sich nicht ablenken lassen von allen möglichen Störungen, die den Leser für seine Figuren einnimmt. Ein durchweg sympathisches Buch, dem ich möglichst viele Leser wünsche. Zuletzt editiert: 06.04.2018 08:36:00 |