BERNHARD SCHLINK - SELBS BETRUG




Autor Bernhard Schlink
Titel Selbs Betrug
Genre Roman
Erstausgabe 1992
Selb lebt in Mannheim. Er hat eine Vergangenheit als Nazi–Staatsanwalt, eine Gegenwart als Privatdetektiv und weiss nicht, ob er mit fast 70 Jahren noch eine Zukunft hat. Er raucht. Er hat eine Freundin, Brigitte, und einen Kater, Turbo. Er spielt Schach. Aber er löst seine Fälle nicht wie Schachprobleme. Er verstrickt sich in sie, und die Wahrheit, die er herausfindet, ist stets auch eine Wahrheit über ihn selbst.

BÜCHER VON BERNHARD SCHLINK


REVIEWS

Durchschnittliche Bewertung: 6 (Reviews: 1)

******
Da ich es mir auf meine alten Tage hin zum Sport gemacht habe, regionale Autoren und Romane zu entdecken, landete ich auf Empfehlung meines Buchhändlers auch bei der Selb-Trilogie, die in Ludwigshafen, Mannheim, Heidelberg und Umgebung spielt.

Auch der zweite Band von 1992 erfüllt die Erwartungen, die "Selbs Justiz" von 1987/88 setzte. Schlinks sehr authentischer Protagonist Gerhard Selb - ehemaliger Staatsanwalt, Privatdetektiv, Witwer, Katzenliebhaber und Kadettfahrer in Mannheim - stellt dabei den Dreh- und Angelpunkt eines illustren Umfelds dar, das von liebevoll skizzierten und glaubwürdig aufgezogenen Charakteren bereichert wird. Man erinnere hier nur an Richard Ingo Peschkalek, den philosophierenden Psychologen Eberlein (der durchaus als eine Art schrulliger Sympathieträger angesehen werden kann, dafür muss man das Buch aber komplett lesen), Dr. Rolf Wendt, Leo Salger nebst Mutter und andere. Schlink bewegt sich dabei nicht in der Oberschicht fort, sondern lässt seinen Protagonisten auch die andere Seite der Gesellschaft kennen lernen.

Schön finde ich, dass der Leser des ersten Bands nicht auf bekannte Gesichter wie Philipp, Tyberg, Judith Buchendorff, Kommissar Nägelsbach und Brigitte nebst Manu und Kater Turbo verzichten muss. Offenbar scheint Bernhard Schlink auch für Amorbach eine Vorliebe zu haben: Wo er in "Selbs Justiz" gut gegessen hat, ermittelt er jetzt phasenweise. Man fühlt sich jedenfalls gleich "zuhause".

Dem in zwei etwa gleich lange Abschnitte unterteilten Roman geht nie die Puste aus. Dennoch handelt es sich, was ich bei Gerhard Selbs Erlebnissen sehr schätze, nicht um aggressive Thriller, sondern um Krimis, die unter die Haut gehen und doch niemandem Angst einjagen - selbst beim hier beschriebenen sehr sensiblen Thema, das eindrucksvoll auf die Abrüstung und auch den Abzug der "Amis" anspielt. Mehr sei jedoch nicht verraten!

Ich möchte nämlich an dieser Stelle zum Lesen animieren - und das lohnt sich selbst dann, wenn man wie ich kein klassischer Krimi-Leser sein sollte. Verraten sei nur noch, dass es zu einigen Wendungen kommt. Besonders erwähnt werden sollte am Rande - da kann der ehemalige Lehrer nicht aus seiner Haut raus - die eloquente Schriftsprache in Verbindung mit geschliffenen Formulierungen und gewandten Sätzen: Ich habe zwei sehr unterhaltsame Abende mit dem Buch verbracht.

Ansonsten sind wir hier abermals bei sechs Sternen angekommen; bin freilich auf den letzten Band der Selb-Trilogie, die ich mir als schmucke Kassette gekauft hatte, gespannt.

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