****** Eine knappe 6 für diesen "Coming Of Age"- und Entwicklungsroman, der in den USA spielt. Wells hat eine Sprache, die mir einfach gefällt und die Themen des Erwachsenwerdens, verbunden mit Trauer und Einsamkeit sprechen mich ebenfalls an. Ich konnte mich gut in die Hauptperson einfühlen, auch wenn natürlich viele Details überhaupt nicht mit meiner Jugendzeit übereinstimmten. Wir alle kennen aber Personen, die sich wie Sam, seine Schwester Jean, sein Dad, Kirstie, seine heimliche Liebe, oder der Lehrer namens Inspector verhalten. Gleichzeitig mit dem Heranwachsen beschreibt Wells auch den schleichenden Niedergang der Kleinstadt Grady (Kino, Imbiss usw.). Gut gefallen hat mir auch der Einbezug der Musik (das Bruce-Mobil, wo nur Springsteen-Songs laufen dürfen) oder von Filmen. Ich möchte nicht mehr verraten, aber mit einigen Zitaten aufzeigen, weshalb mir sein Stil so gefällt. Er schreibt im Roman über die berühmten ersten Sätze eines Buches und fängt sein eigenes Werk so an: "In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb." (S. 11) Da muss man einfach weiterlesen! "Und da begriff ich, dass er ein wirklich netter Typ war. Er legte nur keinen Wert drauf, dass man es sofort merkte." (S. 76) "Nun war mein Kopf vollgestopft mit diesen fremden Orten und Menschen, während Grady wie eine alte Jeans wirkte, aus der ich längst herausgewachsen war." (S. 87) "Freundschaften in der Schule sind wie Freundschaften im Knast: Man weiß erst draussen im richtigen Leben, was sie wert sind." (S. 264) "Trauer ist kein Sprint, Trauer ist ein Marathon. Und auf dieser Strecke gab es Stellen, an denen es besser lief, und andere, an denen ich kaum Luft bekam." (S. 274) Eine Parabel: Ein alter, weiser König gibt seinem Sohn einen Ring. Er soll die Inschrift in guten (harmonische Ehe, Kinder gesund) und schlechten Zeiten (Ehekrise, Tod in der Familie) lesen: Vier Wörter „Auch das geht vorbei." (S. 290) "Kind sein ist wie einen Ball hochwerfen, Erwachsenwerden ist, wenn er wieder herunterfällt." (S. 306) |